Einmal Brass - immer Brass
Was ist das, was tutet da? fragt sich der Spaziergänger, der dienstagabends übers Rabet bummelt. Das kommt aus der Berufsschule an der Neustädter Straße.
Tatsächlich, da bereiten sich die Musiker des Orchesters „JugendBrass Leipzig“ auf die wöchentliche Probe vor. Seit 2016 nutzt das Orchester die Räume der Schule.
Die Geschichte des Blasorchesters geht jedoch bis ins Jahr 1956 zurück, da wurde der Verein "Fanfarenorchester Leipzig" gegründet. Die Besetzung des Orchesters bestand zunächst nur aus Fanfaren und kleiner und großer Trommel. Unter der Leitung von Gerhard Knoll wurde die Besetzung nach und nach verändert und erweitert. Zunächst erfolgte die Umstellung auf Fanfaren mit Ventilen, dann kamen weitere Blechblasinstrumente hinzu. Später wurde auch die Rhythmusfraktion um ein Drumset, Pauken und weitere Percussioninstrumente erweitert. 1991 gab Knoll, der zeitweise auch als Dirigent aktiv war, seine Funktion als Leiter des Orchesters auf. Ihm folgte der Dirigent Dietmar Heberle nach. Seit 1995 führt das Orchester jährlich eigene Jahreskonzert an verschiedenen Leipziger Konzertsälen auf, u.a. auch im Mendelssohnsaal des Gewandhauses zu Leipzig. Ferner spielt das JugendBrass Leipzig seit vielen Jahren sein Weihnachtskonzert in der Connewitzer Paul-Gerhardt-Kirche.
Durch die Erweiterung der Besetzung mit Holzblasinstrumenten wurde der Klangkörper zu einem sinfonischen Blasorchester ausgebaut. Seit 2000 trägt es den Namen "JugendBrass Leipzig". Schon vor 1990 war für Kinder und Jugendliche die Mitwirkung im Orchester ein beliebtes Angebot, organisiert in der DDR-typischen Pionierorganisation. Heute sind die Jugendlichen von damals erwachsen, aber der Name bleibt als Marke erhalten.
Zur Zeit hat das Konzertorchester ungefähr 30 Mitglieder aller Altersstufen, dem Nachwuchsorchester "MiniBrass" gehören etwa 15 Mädchen und Jungen von 9 bis 14 Jahren an. Die Musiker kommen aus dem ganzen Leipziger Stadtgebiet und der Umgebung, auch Studierende sind für die Dauer ihres Aufenthalts dabei. Selbst wenn sie schon weggezogen sind, halten die Mitglieder als aktive Musiker dem Orchester die Treue, oder sie steigen wieder ein nach Ausbildung, Elternzeit, Berufsleben. Einmal Brass - immer Brass!
Auch das JugendBrass Leipzig hatte unter den Einschränkungen des Corona-Lockdowns zu leiden. Gemeinsame Proben waren nicht mehr möglich, öffentliche Auftritte mussten abgesagt werden. Doch seit Mitte Juni können wieder Wechselproben in kleinen Gruppen durchgeführt werden. Auch ein Freiluftkonzert in kleiner Besetzung mit zwei halbstündigen Auftritten wurde geplant und konnte am 18. Juli bei herrlichem Sommerwetter im Clara-Zetkin-Park stattfinden.
Vereinsvorstand und Baritonspieler Marko Knaack begrüßte die Zuhörer und stellte das Orchester vor. Er bat das Publikum um Nachsicht, es könne unter den gegebenen Bedingungen nur einen bescheidenen Ausschnitt seines Könnens vorstellen. Doch was dann folgte, hielt jeder Kritik stand. Auf ein eher getragenes Eröffnungsstück folgten Evergreens, ein Gospel-Medley und mehrere Jazz-Standards. Das Können und die Spielfreude der Musiker und der Spaß an den fetzigen Rhythmen steckte auch das Publikum an. Sommerhits wie "Azzuro" und andere Ohrwürmer animierten zum Mitwippen, bei dem Mambo "Tequila" bewegten sich auch die Hüften. Ohne den Titel zu nennen kündigte Marko Knaack ein Stück an, das wohl jeder kenne: "Jetzt tanzen alle Puppen", der Hit aus der Muppet-Show der 80-er Jahre!
Das Publikum zeigte sich dankbar für diese gelungene und keineswegs anspruchslose Darbietung und spendete den Akteuren verdienten Applaus. Auch die Spendenkasse wurde eifrig bedient. Der Erlös sollte diesmal nicht wie üblich dem Verein zugute kommen, sondern wird als Spende für die Flutkatastrophenhilfe weitergereicht.
Wann das JugendBrass Leipzig wieder zu erleben sein wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Über die Website des Vereins http://www.jugendbrass.de/ können sich Interessierte auf dem Laufenden halten. Und wenn es dann soweit ist, rufen wir mit den Muppets dem Orchester zu: "Macht Musik bis der Schuppen wackelt und zusammenbricht!"