Peter Wensierski: Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution
Buchlesung
Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe junger Leute, die Ende der achtziger Jahre in Leipzig lebten.
Frühjahr 1988:
in der Messestadt finden sich viele junge Leute zusammen, die es satt haben, sich ihr Leben von anderen vorschreiben zu lassen. Sie sind zwischen 17 und 25 Jahre alt und wollen, dass sich alles verändert. Sie leben in besetzten Wohnungen und treffen sich in den Hinterhöfen der he-runtergekommenen Stadtteile. Sie streiten miteinander, verlieben sich und diskutieren. Aber am wichtigsten sind ihnen poli-tische Aktionen, mit denen sie die Gefühle der Menschen erreichen können. Sie radikalisieren die Friedensgebete in der Niko-laikirche, bis sie den Platz und die Straßen davor erobern.
Sie planen verwegene Demonstrationen und stellen auf abenteuerliche Weise verbotene Flugblätter, Fotos und Filmauf-nahmen her. Polizei und Stasi sind ihnen dauernd auf den Fersen, doch selbst bei Verhören sind sie gegenüber den Ver-tretern der Macht frech.
Ein Leben zwischen Angst und Mut, Erfolgen und Niederlagen.
Ohne Handys und Internet sind sie Teil eines Netzwerks, das größer ist als Leipzig – es reicht von Berlin nach Prag, von Ost nach West. Sie bringen schließlich andere Menschen auf die Straße, selbst wenn ihre Transparente von der Staatsmacht heruntergerissen werden, auf denen sie geschrieben haben:
Für ein offenes Land mit freien Menschen!
Noch nie wurde die DDR-Opposition so nah beschrieben, wie die jungen Leipziger Rebellen in diesem Buch.
Die Personen des Buches stehen im Zentrum, als deutsche Geschichte geschrieben wird. Ihr Alltag auf dem langen Weg dorthin wird anschaulich erzählt: Woher kommen sie, welche Auseinandersetzungen gab es mit ihren Eltern und Lehrern, in der Armee, in der Kirche? Wie finden sie zueinander? Welche Geschichte verbindet sie als Teil ihrer Generation? Warum weichen sie vom gängigen Denken und Handeln im Lande ab? Und warum sind sie erfolgreich, mit dem, was sie tun? Welche Rolle spielt für sie Öffentlichkeit? Welche Kraft steckt in ihrer Unterschiedlichkeit? Worum geht es bei ihrer Suche nach Demokratie und einem selbstbestimmten Leben?
Es ist auch eine ungewöhnliche Nahaufnahme der „DDR-Opposition“, in der das politische und private Handeln[nbsp] der Akteure jener Zeit nachvollziehbar und lebendig wird. Das Buch ist zudem ein Portrait ihrer Stadt Leipzig, in der das Ende der DDR und zugleich das Ende der deutschen Nachkriegsgeschichte begann.
Alle authentischen Äußerungen jener Zeit sind im Text kursiv wiedergegeben. Sie entstammen in gekürzter Form damaligen Tonbandmitschnitten, Abhör- und sonstigen Protokollen, Originaltexten, Briefen, Vermerken, Zetteln oder Tagebüchern bis hin zu Schulaufsätzen.